Das Web ist kaputt (1): Werbefinanzierte Dienste und Internet-Streaming

Für mich ist es mittlerweile ganz einfach: Wenn etwas – ich denke da zum Beispiel an die Tendenz von Streaming-Diensten, zusätzlich zum Abo auch noch Werbung vorzuschalten – wenn es also (auch) durch Werbung finanziert wird, dann bedeutet das, dass ich Lebenszeit und Aufmerksamkeit gegen einen geldwerten Vorteil eintausche.

Das muss nicht immer per se schlecht sein, doch es sollte die Frage befördern:

  • Was ist mir Lebenszeit wert?
  • Was ist mir der fremdbestimmte Shift meiner Aufmerksamkeit wert?

Die Antwort ist immer öfter und immer stärker: Nichts, bzw. einen negativen Grenzbetrag.

Also lasse ich es sein, das Musik-Streamen, Kinogehen, Rumzappen.

Nun kann man eine ganze Menge gegen diese Sichtweise einwenden. Dass sie beispielsweise dekadent und moralinsauer sei. Dass ohne werbefinanzierung viele Dinge für viele Menschen nicht erschwinglich seien.

Das alles ist sicherlich nicht weniger falsch, als das was ich schreibe.

Doch auch, wenn man Werbung schauen muss, um überhaupt an das eigentliche Ding heranzukommen, dem man Aufmerksamkeit schenken will: Ist es dann nicht gerade so, dass man selektiver sein sollte?

Immerhin sprechen wir nicht davon, sagen wir, den Bundeskanzler am Neujahrstag nicht sprechen zu hören oder die nächste Sturmflutwarnung zu verpassen, sondern um das bloße Vergnügen, an die Existenz von Saitenbacher oder anderem unnützem Kram, den wir eigentlich nicht brauchen, erinnert zu werden, um etwas anderes, das Ausdruck der reinsten Optionalität überhaupt ist, zu erlangen.

Ist nun Bauer sucht Frau zweimal elf Minuten Werbung wert für Illustrierte und andere Produkte, die ihr sowieso schon kennt? Oder das Bundesliga-„Topspiel“ Mainz gegen Darmstadt vierzehneinhalb Minuten Internet-Wettanbieter-Hölle? Oder die nächste Folge Netflix drei in Super-HD und doppelter Lautsärke gespielte Spots von Versicherungen und Vergleichsportalen, die sicher nicht das beste Preis-Leistungs-Verhältnis haben?

Ich weiß es auch nicht, aber vielleicht denkt ihr einfach mal darüber nach.

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